Anschreiben und Motivationsschreiben sind nicht ganz dasselbe, aber ähnlich aufgebaut:
Wie jeder gute Text, packst du den Leser auch beim Motivationsschreiben gleich mit der Einleitung, gefolgt von eindrücklichen Beispielen und einem vielversprechenden Schluss.
Die Bitte um ein Stipendium oder einen Interviewtermin für ein Praktikum stehen dann am Ende als Handlungsaufforderung, ohne anmassend zu wirken.
Wie schreibt man nun ein kurzes Motivationsschreiben?
Die Anrede ist zwar vergleichsweise kurz gehalten, dafür aber keineswegs weniger wichtig. Natürlich geht das altbewährte Guten Tag Herr/Frau immer. Zwei Dinge gilt es aber zu beachten:
Ist der unbekannt, heisst es recherchieren. Motivationsschreiben richten sich an allerlei Organisationen, der Ton kann also variieren. Motivationsschreiben an Unis oder FHs sind im Ton eher förmlich gehalten. Hier zieht die herkömmliche Anrede mit Nachnamen und eventuell auch Stellenbezeichnung des Empfängers. Motivationsschreiben für Freiwilligentätigkeit bei NGOs und Praktika bei zukunftsorientierten Firmen sind weniger förmlich. Hier steht es dir bisweilen frei, auch den Vornamen und Sätze wie «Hallo Tom» zu verwenden. Achte auf Signale seitens der Organisation, z. B. auf die Anrede in der Ausschreibung. Im Zweifelsfall lieber Vorsicht walten lassen.
Bevor du zu schreiben anfängst, überlege dir, wie sich der Leser fühlen soll, wenn er sich dein Motivationsschreiben zu Gemüte führt. Deine Motivation springt ihm am besten gleich in den ersten Zeilen regelrecht entgegen, sodass keinerlei Zweifel daran aufkommen. Rede nicht um den heissen Brei herum. Du weisst, was du willst, und sie haben den Job, der dich beruflich befriedigt. Lass keinen Zweifel daran, warum du bei ihnen arbeiten willst.
Zu Beginn des Motivationsschreibens sind deine und ihre Bedürfnisse das Wichtigste. Wie gleist du in den ersten Zeilen alles aus ihrer Perspektive auf, damit du mit deiner Motivation durchstarten kannst?
Zuerst kommen deine Kontaktdetails und der richtige Empfänger in den Briefkopf deines Motivationsschreibens. Dann die Anrede. Und dann weckst du im ersten Paragraph ihre Aufmerksamkeit.
Versetze dich in die Bildungseinrichtung oder Organisation hinein. Wie fühlt sich jemand, der dort studiert oder arbeitet? Welche Eröffnung fällt dir ein, die dich von anderen Bewerbern abhebt.
Zeig ihnen, welche entscheidende Rolle sie für deinen Werdegang spielen.
Im Mittelteil des Motivationsschreibens zeigst du, dass deine Beweggründe zur gebotenen Gelegenheit passen wie die Faust aufs Auge.
Das Motivationsschreiben ist vom Inhalt her frei und macht auf den Leser ganz anders Eindruck als ein Lebenslauf. Vom Lebenslauf wird die linke Hirnhälfte angesprochen – man soll denken: «Ja, das macht Sinn.» Vom Motivationsschreiben wird die rechte, emotionale Hirnhälfte angesprochen – man soll denken: «Ich weiss genau, was du mir sagen willst.»
Die Wortwahl im Mittelteil deines Motivationsschreibens bildet den emotionalen Rahmen deines Interviews. Sei du selbst, dann kommt die richtige Gelegenheit für dich.
Kontrolliere am Schluss, dass deine Motivation zu Ethos und Ziel der betreffenden Schule oder Organisation passt. So mitreissend deine Geschichte auch ist, du musst als «einer von uns» rüberkommen.
Der fulminante Schlusssatz deines Motivationsschreibens strotzt vor Begeisterung statt einem verhaltenen «Was denken Sie?».
Letzte Chance, deine Einstellung möglichst gut zu verkaufen, statt dich zu wiederholen. Wo ungeheures Potenzial schlummert, droht jede Wiederholung einfältig zu erscheinen. Hebe dir einen Knaller für den Schlusssatz auf, um den Leser neugierig zu machen.
Dann kannst du zu guter Letzt um einen Interviewtermin bitten. Bedenke aber, dass du nicht in Einstellungsmanager «hineinsehen» kannst. Wie gross deine Motivation auch sein mag, tu nicht so, als wärst du die perfekte Besetzung.